Zusammenfassung und Ausblick

Die Khuza vollbrachten enorme zivilisatorische Leistungen. Sie erfanden die Straße, die Rechenmaschine und benutzten Kompaß und Atlanten zur Navigation. Ihr Weltbild, das uns heute so absurd erscheint, führte sie gleichwohl auf ein hohes kulturelles Niveau. Es war die Leistung der Khuza, daß sich der Ring als Kult- und Gebrauchsgegenstand in der Welt verbreitete und neue, revolutionäre kulturelle Innovationen in Gang setzte.

Für den Untergang ihrer Kultur mögen zwei Gründe im Vordergrund stehen. Zum einen ihre melancholische Haltung, die aus ihrem Weltbild ableitbar ist und zum steigenden Mißbrauch der Absinth-Droge führte. Die pathologischen Veränderungen, die mit diesem Abusus einhergehen, sind so verheerend, daß ein kultureller Verfall zwingend vorgezeichnet war.

Der zweite, wirtschaftliche Grund, war die selbst erzeugte ökologische Katastrophe. Die rücksichtslose Überfischung des Golominka reduzierte seinen Bestand derart, daß die Khuza sich die Grundlage ihres ökonomischen Wohlstandes selbst entzogen. Das Versiegen des Ölfisches, der wichtigsten Energiequelle Sibiriens und der Mongolei, löste die erste uns bekannte Energiekrise der Menschheit aus und zwang die mongolisch-tungiden Völker auf der Suche nach neuen Ressourcen zu Wanderungsbewegungen, deren Ausmaß Asien, den Vorderen Orient und Europa erschütterte.

Die Mongolen machten sich die besonderen Fertigkeiten der Khuza wie Mauer-, Straßenbau und Navigation für ihre Eroberungszüge zu Nutze. Im Gefolge des mongolischen Expansionsdrangs nach Westen und der Errichtung der mongolischen Großreiche von Dschingis Chan (1155-1227) und der "Goldenen Horde" bis zum letzten Khan, Timur "der Lahme" (1336-1405) gelangten die Khuza bis in den ost-, mittel und nordeuropäischen Raum.

Der Einfluß der Khuza auf unsere europäische Kultur lohnt weitere Untersuchungen. Der Name Cuza (sic!) ist in Ungarn und Rumänien seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegt. Die ungarische Sprache ist keiner europäischen Sprachfamilie zuzuordnen, ihr Ursprung liegt in den Weiten des sibirischen Raumes (finno-ugrische Sprachfamilie(1) ). Die Ungarn gelten als das melancholischste Volk Europas. Ihre im europäischen Vergleich überproportional hohe Selbstmordrate läßt sich statistisch belegen. Ebenso ihr exzessiver Alkoholkonsum. Die ungarische Literatur ist von ausgesuchter Melancholie und Larmoyanz. Der ungarische Dichter Mihály Babits spricht vom "ungarischen Nihilismus" als einem wesentlichen Charaktermerkmal seines Volkes. Das Werk seines Kollegen Dezöy Tandari handelt seit Jahren von nichts anderem als seiner Trauer um seinen vor langer Zeit verstorbenen Lieblingsspatzen. Es wird berichtet, daß jedesmal, wenn im ungarischen Rundfunk ein ungarisches Gedicht gesendet wird, sich irgendwo in Ungarn mindestens ein Ungar oder eine Ungarin umbringt. 15 Prozent der Ungarn nehmen Beruhigungsmittel, 50 Prozent beschweren sich über Schlaflosigkeit.(2) Mit einem Wort, den Ungarn fehlt, wie den Khuza, die Mitte.

Mein Kollege Daniel Cämmerer machte während einer Forschungsreise nach Schweden im Sommer 1996 sensationelle Entdeckungen. In Värmland stieß er in der Nähe der Distrikthauptstadt Arvika auf die Siedlung Älgå (sic!) am Älgåfjorden. Dort entdeckte er vier 40 Zentimeter hohe, massive Steinscheiben mit einem Durchmesser von einem Meter und einer zentralen Ringgravur von ca. 30 Zentimeter Durchmesser. In eine dieser Scheiben sind parallele Linien eingraviert. Außerdem fand Cämmerer bei seiner Erkundung des etwa 6 Kilometer südwestlich von Älgå gelegenen Storaglafjords auf einer der namenlosen Inseln eine ca. 160 Zentimeter hohe Stele, die er mit Hilfe der suggestofiktiven Methode unschwer als Beschwerdefigur identifizieren konnte. Die Herkunft dieser Funde steht vermutlich in Zusammenhang mit der Nordwanderung finno-ugrischer Völker und bedarf dringend weiterer Untersuchungen.

Unsere Arbeit, die auf Olkhon begann, muß in Europa fortgesetzt werden. Denn die Frage nach unserer Herkunft ist aufs engste verknüpft mit der Geschichte und dem Erbe der Khuza.

siehe auch: News und Ergänzungen & Kommentare

Anmerkungen
1 Finno-ugrische Sprachen werden in weit verstreuten Siedlungsgebieten von Schweden bis
  Sibirien und in Ungarn von über 20 Millionen Menschen gesprochen.

2 Egyd Gstättner "Die gleichschenklige Ungarin", Süddeutsche Zeitung Nr. 28, 3./4. Februar 1996.

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