Literaturzitate zur Khuza-Forschung


"Alles kann also Mythos werden? Ich glaube, ja, denn das Universum ist unendlich suggestiv."
Roland Barthes "Mythen des Alltags", edition suhrkamp 1964, S. 85.


"Sie werden sich vielleicht daran erinnern, daß ich schrieb, die Mythen würden im Menschen gedacht, ohne daß er etwas davon weiß. Dieser Satz wurde von meinen englischsprachigen Kollegen häufig erörtert und kritisiert, weil er empirisch gesehen, nach ihrer Auffassung, völlig sinnlos ist. Für mich aber beschreibt er eine wirkliche Erfahrung, da er genau ausdrückt, wie ich die Beziehung zu meiner Arbeit begreife. das heißt, meine Arbeit wird in mir gedacht."
Claude Lévi-Strauss "Mythos und Bedeutung", Bibliothek Suhrkamp 1980, S.11


"Wir brauchen auf unserer Expedition die Suggestion, daß unsere Arbeit sowohl nach ihrer wissenschaftlichen Qualität wie in reisetechnischer Hinsicht eine Rekordleistung ersten Ranges ist. Wir müssen uns in die Vorstellung hineinarbeiten, daß die wissenschaftlichen Probleme, denen wir nachgehen, (...) überhaupt die interessantesten Probleme sind, die es auf der Welt gibt (...). Nur eine solche - objektiv gesprochen übertriebene - Wertung der eigenen Arbeit befähigt zu übernormaler Leistung. (...) Alle Teilnehmer der Expedition unterliegen unbewußt dieser Suggestion, daß sie es besser machen als alle anderen. Und dreiviertel ihrer Leistungen beruhen auf dem Ehrgeiz, dies zu tun und zu zeigen. Der Leiter einer Expedition muß, wenn er seine Arbeit richtig versteht, diese Suggestion bewußt nähren und darüber wachen, daß sie nicht erlischt. Denn ihr verdankt er den größten Teil aller Erfolge!"
Alfred Wegener in einem Brief von 1928 über seine geplante Polarexpedition 1930, auf der er umkam; aus Johannes Georgi "Im Eis vergraben", VEB Blockhaus Verlag Leipzig 1955, S. 95/96.


"Die moderne Psychologie (...) faßt die Wahrnehmung als einen aktiven Prozeß auf, in dessen Verlauf Informationen gesucht, charakteristische Merkmale eines Gegenstandes identifiziert, diese Merkmale miteinander verglichen, passende Hypothesen gebildet und Vergleiche zwischen diesen Hypothesen und den Ausgangsdaten angestellt werden. (...) Der Wahrnehmungsvorgang ist somit offensichtlich eine komplexe Angelegenheit. Er beginnt mit der Zerlegung der vom Gehirn aufgenommenen Wahrnehmungsmannigfaltigkeit in viele Komponenten oder Hinweise, die anschließend kodiert oder synthetisiert und in die korrespondierenden mobilen Systeme eingefügt werden. Der Prozeß von Auswahl und Synthese der entsprechenden Merkmale ist ein aktiver; er befindet sich unter dem unmittelbaren Einfluß von Aufgaben, die sich dem Individuum stellen. Er vollzieht sich mit Hilfe vorgefertigter Codes (vor allem der Sprach-Codes), die dazu dienen, wahrgenommene Merkmale dem richtigen System zuzuordnen und ihnen einen allgemeinen oder kategorischen Charakter zu verleihen. Schließlich umfaßt die Wahrnehmung immer einen Vergleich des Effekts mit der ursprünglichen Hypothese oder, anders gesagt, einen Prozeß der Kontrolle der Wahrnehmungstätigkeit."
Alexander R. Lurija "Das Gehirn in Aktion", Rowohlt Taschenbuch Verlag 1992, S. 230-231.


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