Buchbesprechung in "Archäologie in Deutschland", 1/98 von Karl Banghard

Khuza - Ein Mythos aus Sibirien

Angefangen hat es 1995 mit der ersten und bisher einzigen Khuza-Expedition zur Insel Olkhon im Baikalsee, deren archäologische Ergebnisse nunmehr einer breiten Öffentlichkeit in Form eines ansprechenden Kataloges vorliegen. Klaus Heid entwirft darin in irritierender Klarheit eine ganzheitliche Fiktion der Welt der Khuza und karikiert nebenbei Stil und Etikette archäologischer Selbstdarstellung. Die Palette seiner Funde reicht vom "Taschenmenhir" über die "Beschwerdefigur" bis zum "Straßenmodell". Dahinter steckt eine für jeden Archäologen lesenswerte Methodenkritik. Eine geschickte Dramaturgie der unterschiedlichen Khuza-Geschichten verhindert dabei, daß die Sache zum didaktischen Intensivkurs verkommt. Das Buch ist aber mehr als eine forschungskritische Moritat; dieser Bericht über einen sibirischen Stamm, der sich die Erde als Ring vorstellte und dessen Leben von der Suche nach der fehlenden Mitte bestimmt war, ist auch eine große Geschichte. Nicht umsonst läßt Klaus Heid bei Vorträgen sein Auditorium im Unklaren, ob er das, was er sagt nun ernst meint oder nicht.


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