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Frankfurter Allgemeine Zeitung
6.7.2000, Berliner Seiten, Autorin: Simone Kaempf

"Wie bedroht ist das Khuza-Volk?"

Das Khuza-Volk lebte im 12. Jahrhundert am Baikalsee und benutzte Kompasse. Vermutlich waren sie die ersten Menschen, die ihre innere Mitte verloren hatten, denn die Welt stellten sie sich als Ring vor. So wird das Volk zumindest in der Ausstellung "Sieben Hügel³ gezeigt - erfunden hat es der Künstler Klaus Heid. Sind die Khuza, kaum erfunden, schon bedroht? - Fragen an Tilman Zülch, den Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker.

FAZ: Kennen Sie das Khuza-Volk?

Zülch: Nein, aber das hat nichts zu bedeuten. Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit noch existierenden Völkern.

FAZ: Rein theoretisch gedacht: Hätte es so ein Volk geben können?

Zülch: Nun, die Nutzung eines Kompasses besagt, dass die Khuza kein primitiver Stamm, sondern eine Hochkultur gewesen sein müssen. Aber die Frage beantwortet sich, wenn man die Khuza mit den bekannten Hochkulturvölkern vergleicht. Deren größte Errungenschaft waren zivilisatorisch. Das heißt zum Beispiel, dass sie keine Pyramiden bauten und auch keine Sklaven hielten. Ich fühle mich eher an Erich von Däniken erinnert: die archäologische Mythologie als Landeplatz für Außerirdische.

FAZ: Sie versuchen bedrohte Völker zu schützen. Haben Sie schon davon gehört, dass ein Volk erfunden wurde?

Zülch: Nein, so nicht. Aber manchmal weiß man nicht so recht. Ich war auf der EXPO am Stand von Equador. Da sind Repliken von 4500 Jahre alten Vasen *ausgestellt, die mit mathematischen Formeln bedruckt sind. Angeblich sollen das Hinweise auf den Stand von Sonne und Mond sein.

FAZ: Verzerren öfter romantische Vorstellungen die Geschichte eines Volkes?

Zülch: Ja, sicher. Das beste Beispiel sind die Indianer. Alle werden als Prärievölker dargestellt, die in Folklorekleidung den weißen Mann skalpieren. In dieser Allgemeingültigkeit ist das Geschichtsfälschung.

FAZ: Sind Sie dafür, die Khuza auf der Ausstellung zu schützen?

Zülch: Dazu kann ich nichts sagen. Mir erschient das alles sehr obskur


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