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Badische Zeitung
Freiburg, 11.7.2000, Kultur, BZ-Gespräch mit Eva Gerhards, Adelhauser Museum

"Total verwundert"

Das erfundene Volk der Khuza schlägt Medienwellen. Was der Künstler Klaus Heid wie ein Ergebnis ethnologischer Feldforschung präsentiert, rief, da es in der Berliner Wissens-Schau "Sieben Hügel" einen Platz beansprucht, erboste Wahrheitssucher auf den Plan. Die Süddeutsche Zeitung posaunte: Fälschung. FAZ und Spiegel karteten nach. Dabei ist die Geschichte nicht neu. Eva Gerhards, Direktorin im Freiburger Adelhausermuseum, ist sie bestens bekannt. Mit ihr sprach Volker Bauermeister.

BZ: Frau Gerhards, sie haben Klaus Heids Khuza-Ausstellung ja schon vor zwei Jahren gezeigt. Wundert sie der plötzliche Aufstand um die "Fälschung"?

Eva Gerhards: Ich bin total verwundert. Jeder, der sich¹s aufmerksam anschaute, musste erkennen, was da gespielt wurde. Ich weiß allerdings nicht, wie es sich im Zusammenhang der Berliner Schau jetzt darstellt.

BZ: War es für Sie eine Bedingung, dass die Sache sich als Fiktion verdeutlicht?

Gerhards: Ich hätte sie jedenfalls nicht unkommentiert in unsere Daueraustellung integriert.

BZ: Wie haben damals in Freiburg die Besucher reagiert?

Gerhards: Einige Besucher waren entrüstet. Goutiert haben die Ausstellung die Jungen. Die haben den Witz verstanden. Ältere Leute verlangen vom Ausstellungsbesuch eher eine solide Bildungsbilanz.

BZ: Worin lag für Sie der Reiz der Heid¹schen Spurensicherungs-Fiktion? Warum haben Sie dem Künstler mit seinem satirischen Wissenschaftsporträt in Freiburg einen Auftritt verschafft?

Gerhards: Der Reiz lag im Spielerischen: im Spiel mit der Täuschung. Der Künstler wollte aus diesem Grund seine Arbeit auch einmal im Völkerkundemuseum zeigen. Übrigens haben die Macher der Berliner "Sieben Hügel" hier bei uns das Khuza-Projekt entdeckt. Sie sind sich also klar gewesen, was sie sich da eingehandelt haben. Ob der Münchner Sibirienexperte Paproth, der jetzt als Zeuge der SZ die "Fälschung" angeprangert hat, die Ausstellung wirklich kennt, weiß ich nicht. Ich habe den Verdacht, dass er von Journalisten überfallen wurde ­ und habe ihm die Rezensionen unserer damaligen Präsention zugeschickt. Tatsächlich hatte sich in Freiburg kein einziger Schreiber täuschen lassen.


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